Jetzt sind Muff Potter ganz oben angekommen. Das internationale Logo von Universal prangt auf der Verpackung – daneben das von Huck’s Plattenkiste. Und genau so sollte es sein: Mit einem Fuß im Untergrund, mit dem anderen dort, wo es jeder mitkriegt. Klar, Muff Potter ist mittlerweile ein Trademark. Man kennt die vier Münsteraner, sie sind lange genug around, haben als Support ihre Headliner an die Wand gespielt und als Headliner ihrem Support gezeigt, wo es langgeht. Außerdem sind Muff Potter ein Garant für Qualität. Okay, “Heute wird gewonnen, bitte” hatte es schwer, musste dem direkten Vergleich mit den großen “Bordsteinkantengeschichten” standhalten – und zerbrach daran, ohne tatsächlich zu enttäuschen. Mit “Von Wegen” haben die Vier – Nagel, Dennis, Brami und Shredder – es nun nicht gerade einfach. Immerhin gilt es diejenigen wieder einzufangen, die man mit dem Vorgänger verschreckt hat. Gleichzeitig bedeutet das Album auch die Chance, diejenigen zu überzeugen, die sich an Kettcar sattgehört haben und eine zünftige Zwischenmahlzeit bis zum nächsten Tomte-Album brauchen. Anlässe, alte Fans zu verzücken und neue dazuzugewinnen gibt es unter den zwölf Songs jedenfalls genug. Texte, die auf T-Shirts gehören und Melodien für Millionen. Natürlich ist der raue Alltag wieder Thema, ist das Leben natürlich fies zu allem und jedem. Muff Potter wissen eben, dass sie die tollsten Verlierer sind, die die deutsche (Pop-)Punkwelt bisher erleben durfte. Charmante Zeilen wie “Zwischen ‘Never Surrender’ und ‘Licenced To Ill’ liegt alles was ich weiß und alles, was ich will” aus dem mit milder Promise Ring-Melancholie versehenen “Alles was ich brauch” sprechen da Bände. Lyrisch sympathisch unverkrampft wird in “Von Wegen (aus Gründen)” eine originelle Liebesgeschichte erzählt, die Kettcar alle Ehre macht. Besonders stolz dürfen die Jungs aber auf “Punkt 9” sein, ein Stück, dass sich galant mit dem Thema (neues) nationales Bewusstsein befasst – “ob du wirklich richtig stehst, merkst du, wenn dir ein Licht aufgeht”. Ein tolles Album, das ohne das nervige “Antifamilia” und die nölige Akustiknummer “Bring dich doch selbst nach Haus” noch toller sein könnte.
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